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„Unser täglich Reis gib uns heute“

|  ACK

Im Gespräch mit dem aus Südindien stammenden Küster der Stiftskirche war Pfarrer Stefan Bergmann:

Seit Sommer 2020 hat die Kaiserslauterer Stiftskirche einen neuen Küster. Raja Sundarsingh James sind seine Namen. Der junge Masterstudent finanziert mit der Teilzeitstelle sein letztes Studienjahr. Raja stammt aus dem südindischen Bundesstaat Tamil Nadu. Er bringt viel Erfahrung aus der ehrenamtlichen Mitarbeit in seiner Lutherischen Heimatgemeinde in Kariapatti mit. Trotzdem war für ihn vieles im Kirchendienst neu.


Pfarrer Stefan Bergmann hat für KIRCHE AKTUELL nachgefragt:
„Brot hat nicht nur im Alltag, sondern auch in unseren Gottesdiensten und Gebeten eine hohe Bedeutung, auch symbolisch. Wie ist das in ihrer Heimat?“
Raja: „In Süd-Indien spielt Brot als Nahrungsmittel keine Rolle. Brot ist bei uns etwas Exotisches. Reis ist das Grundnahrungsmittel. Zum Frühstück gibt es Reiskuchen, die wir „Idli“ nennen. Mittags gibt es gekochten Reis zu allen möglichen Beilagen. Und abends wieder Reis in Form von „Dosa“, das sind Pfannkuchen aus gemahlenem Reis.“
Bergmann: „Gibt es dann beim Abendmahl auch Reis?“
Raja: „Einige sehr moderne Inder denken da bestimmt drüber nach. Reis ist eben „unser täglich Brot“. Aber wir in der Tamil Evangelical Lutheran Church (TELC) nehmen für das Abendmahl Opladen. So machen das ja weltweit die meisten lutherischen Kirchen und die Katholiken auch. Manche Freikirchen in Süd-Indien nehmen „Chapati“. Das ist ein in Nord-Indien beliebtes einfaches Fladenbrot. Das sie so aus wie das Brot, was Jesus und seine Jünger täglich gegessen haben.“
Bergmann: „Dann gibt es beim Abendmahl nur wenig Unterschiede zwischen dem, was sie aus Indien kennen und den deutschen Traditionen.“
Raja: „Doch, auf Wein wird in allen protestantischen Kirchen Indiens verzichtet. Stattdessen gibt es Traubensaft. Die deutschen Indien-Missionare haben das vor 250 Jahren schon so eingeführt.“
Bergmann: „Dann kamen die bestimmt nicht aus der Pfalz“.
Raja: „Nein, aus Sachsen und später aus Schweden. Aber im Ernst: Alkohol kommt anders als in Europa in der indischen Kultur nicht wirklich vor. Dann passt es, dass wir im Gottesdienst Traubensaft nehmen. Das ist auch besser für die Kinder.“
Bergmann: „Gibt es in Ihrer Kirche auch so etwas wie Kindergottesdienst?“
Raja: „Natürlich. Die religiöse Erziehung ist in unseren Gemeinden sehr wichtig. Wenn wir im Kindergottesdienst über das Vaterunser sprechen, müssen wir erst mal weit ausholen. Für die Kinder ist Brot etwas Exotisches und auf keinen Fall ein Symbol für das, was wir täglich brauchen. Reis ist bei uns das, was in Deutschland Brot ist. Aber die Kinder verstehen schnell, dass Jesus und die Jünger auch ohne Reis satt wurden.“
Bergmann: „Wenn Jesus in Indien geboren wäre, dann hieß das Gebet des Herrn: Unser täglich Reis gib uns heute.“
Raja: „Und zum Heiligen Abendmahl gäbe es Dosa, unsere leckeren Reispfannekuchen.“
Bergmann: „Das käme hier in der Pfalz bestimmt noch besser an als das übliche Toastbrot.“
Raja (lacht): „Wichtig ist doch die Botschaft: Wir leben alle auf dieser Welt von Gottes Liebe. Und die schmeckt am besten, wenn man sie mit anderen teilt.“

 

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